Kurz vor unserer Abreise ins Heilige Land hatten wir uns offiziell von der Heiligen Mutter Kirche (katholischer Prägung) abgenabelt.
Beste Voraussetzungen, um religiös völlig unbefleckt eine Reise zu unternehmen, die vor heiligen Orten geradezu trieft.

Palästina

Unser Appartment in Beit Sahour ist nur wenige Meter vom Hirtenfeld entfernt. Hier hatten die Schäfer die galaktische Nachricht von der Geburt des Messias im nahen Bethlehem empfangen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es zwischen orthodoxer und katholischer Kirche auch in geographischer Hinsicht Differenzen gibt. Entsprechend befinden sich in Beit Sahour zwei Hirtenfelder. In Zeiten des Massentourismus kann man dies durchaus auch als sinnvolles Element der Besucherlenkung verstehen.

Ein Ganztagsausflug führt uns nach Hebron zum Grab von Urvater Abraham, das sich Muslime und Juden stacheldrahtgetrennt teilen. Seit einem Blutbad in der Moschee gewähren schwer bewaffnete Soldaten – und Soldatinnen – den Besuchern erst nach Läuterung mittels dreifacher Metalldetektor-Schleuse Zutritt in die Heiligtümer.

Ein weiterer Ausflug führt uns nach Jericho, die älteste Stadt der Welt, deren Mauern durch heftigen Posaunenchor zum Einsturz gebracht wurde. Vermutlich die letzte große Party in dieser verschlafen wirkenden Kleinstadt.

Bethlehem ist nur zwanzig Minuten Fußweg von Beit Sahour entfernt und wir teilen uns regelmäßig den Anblick der Geburtskirche und der Milchgrotte mit Horden von Gläubigen, die im Akkord von Reisebussen ausgespuckt werden.

Insgesamt dreimal schaffen wir es nach Jerusalem und immer nur in die Altstadt. Das quirlige neue Zentrum kennen wir nur durch An- und Abreise via zentralem Busbahnhof. Das österreichische Hospiz – unser erster Anlaufpunkt, der guten Kaffee verspricht aber nicht hält – liegt an der Via Dolorosa. Der Weg, der Jesus nach Golgatha geführt hat, ist heute der rote Faden, der Pilger durch die Heilige Stadt leitet.

Ebenso wie in der Geburtskirche in Bethlehem beten die Pilger in der Auferstehungskirche in Jerusalem ein Loch an. An einem Ort das Loch, aus dem das heilige Jesuskind geschlüpft ist – bildlich gesprochen. Am anderen das, durch das er in den Himmel aufgefahren ist.

Die überwältigende Präsenz von katholischer und protestantischer Denomination in West-Europa verschleiert leicht die Vielfältigkeit der christlichen Religion. Das Kloster Mar Saba, das älteste Kloster Palästinas, hängt spektakulär in der kargen Felsenlandschaft der judäischen Wüste wie ein Vogelnest am Berg. Dort belehrt uns ein Mönch, dass von den ca. 2600 Glaubensgemeinden weltweit nur die östlich-orthodoxe die wahre, ursprüngliche und echte Kirche sei. Alle anderen seien häretische Irrlehren, die sich aus dem römisch-katholischen Glauben entwickelt hätten. Der Bischof von Rom spaltete 1054 die römisch-katholische Kirche von den anderen vier Patriarchalen Zentren – Antiochia, Alexandria, Jerusalem und Konstantinopel – ab. Damit verließ er die eine heilige katholische und apostolische Kirche. Für eine ausführliche Erläuterung fehlt leider die Zeit. Draußen warten die Frauen am Parkplatz. Ihnen gewährt die Bruderschaft keinen Zutritt in ihr Reich rund um den unverwesten Leichnam ihres Gründungsvaters, des Hl. Sabas.

Jordanien

Die Stelle der Taufe des Messias im Flusstal des Jordan in Jordanien verpassen wir knapp. Ein freundlicher Autofahrer setzt uns an der Bushaltestelle nach Amman in der nahe gelegenen Stadt ab.

In Amman kommt kurz vorweihnachtliche Stimmung auf, als wir einen abendlichen Ausflug in ein überwiegend von Christen bewohntes Dorf machen. Die lebensgroßen Krippenfiguren, der riesige Weihnachtsbaum und die dekorierten Straßen in Fuheis ziehen viele Begeisterte aus der nahen Hauptstadt an.

Christlich wird es erst wieder im Norden im Distrikt Irbid, wo wir von einer Anhöhe inmitten römischer Ruinen in der Ferne am Fuß der Golan-Höhen den See Genezareth sehen.

Syrien

Damaskus in Syrien ist aus christlicher Sicht vor allem wegen Saulus, der hier zu Paulus wurde, bedeutend. 2000 Jahre später ist im Christenviertel der Altstadt und in Nazaar rund um das Stadttor Bab Tooma das Weihnachtstreiben bei milden Temperaturen voll im Gange.

Türkei

Antakia, das alte Antiochia, ist heute Teil der Türkei. Man spürt, dass die Stätte der ersten Christengemeinde kaum mehr als ein touristisches Highlight in einem überwiegend andersgläubigen Gebiet ist.

Nach Wochen in Ländern der kurzen Distanzen – der Nahe Osten ist kulturell zwar ganz groß aber räumlich sehr überschaubar – verlangt uns die Weite der Türkei zwei Nachtzugreisen ab, bevor wir Izmir an der Westküste erreichen.
Nach Wochen in Ländern der kurzen Distanzen – der Nahe Osten ist kulturell zwar ganz groß aber räumlich sehr überschaubar – verlangt uns die Weite der Türkei zwei Nachtzugreisen ab, bevor wir Izmir an der Westküste erreichen. Die heute drittgrößte Stadt der Türkei war als frühe Christengemeinde eine der sieben Gemeinden aus der Offenbarung des Johannes. Vom Christentum spüren wir hier wenig.

Auch in Istanbul ist die Eröffnungszeremonie zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010 eher gegenwärtig, als christliche Wurzeln.  Wir schauen beim nächsten Mal aber gründlicher – bei Sonnenschein statt Dauerregen.

Dabei gibt es viel zu sehen, wie die Broschüre „Heimat des Glaubens“, herausgegeben vom türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus, zusammenfasst.

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